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Interactive Installation by Erich Lesovsky

APOPHIS

The Sandbar of the Turtle

Eine Partikelwolke aus Staub und Asche ( von Kristina Orth, Augsburger Allgemeine, 03.11.22)


Wer vor den Bildschirm tritt, wird in Echtzeit in eine Partikelwolke aus Staub und Asche verwandelt. Das erinnert ein bisschen an den Film "Blade", in dem Vampire durch UV-Strahlung zu Asche zerfallen. Auch der Hintergrund der Videoinstallation bewegt sich, ein Gebäude stürzt ein und tatsächlich taucht sogar die Schildkröte des Apophis im Video auf. Sie steht in der ägyptischen Mythologie sinnbildlich für einen niedrigen Wasserstand.


Autodidakt Lesovsky wollte die Menschen mit der Gefahr konfrontieren, die allen Lebewesen und damit auch dem Menschen droht, sollte die Trockenheit auf unserem Planeten die Oberhand gewinnen. Sein dystopischer Ansatz führt dazu, dass manche Besucher eine richtige Choreografie vor dem Bildschirm hinlegen. So eine ältere Dame im gelben Mantel, die in großen Schritten vor dem Bildschirm schreitet, oder eine junge Frau, die ihre Arme und Hände wie
zum Totentanz erhebt, dreht und wendet. Andere hingegen laufen ganz erschrocken weg vor dem Anblick der eigenen Vergänglichkeit. Die Installation ist allerdings auch ein Ort der Begegnung im Hier und Jetzt. Denn Besucher machen gemeinsam die gleiche Erfahrung im selben Moment

 

Die „Sandbank des Apophis“ (auch „Sandbank der Schildkröte“ genannt), bezeichnet in der altägyptischen Mythologie einen niedrigen Nilwasserpegel oder eine geringen Nilflut; als Redewendung, wird der Ausdruck aber auch als Bezeichnung für „Hungersnot“, „Tod“, „Chaos“ , „Unruhen“ oder „Absinken der Nilflut“ genutzt. Sie ist nur eine von unzähligen alten Geschichten über unsere Verbindung zur Natur und Elementen wie Erde, Wind, Feuer und Wasser. Doch in einer Welt, in der Flüsse versiegen, Wälder brennen und globale Erwärmung die Welt, wie wir sie kennen, verändert, scheint es eine längst vergessene Verbindung zu sein. 

In solchen Zeiten könnte es hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass wir selbst jene urzeitlichen Wesen sind, die Dürre und Klimawandel bringen. Daher konzentriert sich diese Installation auf Sand, Schwerkraft und Wind als Verbindung des Menschen zu den Naturgesetzen und stellt dabei auch die Frage, ob die Menschen selbst nicht die Sandbank der Welt sind, der Sand in ihrem Lauf.

Die "Sandbank des Apophis" ist eine interaktive Installation, die mit einem Bewegungs- und Skelett-Tiefensensor sowie einer Echtzeit-3D-Engine realisiert wird. Sie kann bis zu sechs als Sandpartikelwolke umrissene Besucher*innen gleichzeitig abbilden. Die Besucher*innen können mit ihren Bewegungen eine Echtzeitgrafik von Millionen von Partikeln steuern und sich selbst über einen Projektor auf einer großen Leinwand beobachten. Die Richtungs- und Geschwindigkeitskräfte, mit denen sich ein*e Besucher*in bewegt, beeinflussen wohin und wie sich die die Sandpartikel bewegen, bis sie auf dem Boden verschwinden und sich auf dem Körper neu bilden. Die Installation lädt zum spielerischen, gemeinschaftlichen Handeln ein und bietet einen assoziativen Raum, um unser Verhältnis zur Natur zu reflektieren.

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